Forschungsschwerpunkte:
Chemie neuer aromatischer Systeme (Cyclophane)
Cyclophane sind überbrückte Aromaten, die sich
durch mehrere für diese Substanzklasse ungewöhnliche chemische
und physikalische Eigenschaften auszeichnen (hohe Reaktivität, hohe
Ringspannung, von der Norm abweichende Molekülparameter). Wegen ihrer
besonderen geometrischen Struktur sind Cyclophane ausgezeichnete Grundbausteine
der supramolekularen Chemie. Den Schwerpunkt unserer Arbeiten auf diesem
Gebiet bilden zur Zeit die Herstellung von Metallkomplexen und das Studium
der optischen Eigenschaften der Phane. Je nach Struktur des aromatischen
Liganden können die Metallkomplexe als Einschlußverbindungen
oder als ausgedehnte lagige Strukturen vorliegen. Von den letzteren Substanzen
ist das elektrochemische Verhalten besonders interessant, da sich hieraus
Hinweise über weitreichende elektronische Wechselwirkungen entnehmen
lassen (Bildung von mixed-valence-Komplexen u.a.). Chirale Phane sind als
Hilfsreagenzien für die stereoselektive Synthese von steigendem Interesse.
Alkine, Allene und Cumulene in der organischen Synthese
Diese hochungesättigten Kohlenwasserstoffe zeichnen
sich durch eine sehr hohe chemische Reaktivität aus, die wir wiederum
bei der Synthese von Feinchemikalien ausnutzen. Besonders hervorzuheben
sind Additionsreaktionen aller Art, die es häufig auf überraschend
einfache Art und Weise erlauben, Substanzen herzustellen, für die
auf konventionellem Wege sehr lange Synthesesequenzen erforderlich wären.
Einige Allene und Alkine lassen sich thermisch zu hochpolymeren Materialien
(Filmen) umsetzen, die bei Dotierung elektrisch leitend werden.
Thermische und photochemische Reaktionen
Bei den Arbeiten dieser Kategorie handelt es sich vornehmlich
um mechanistische Studien, mit dem Ziel, die Aktivierungsparameter verschiedener
Thermo- und Photoprozesse exakt zu bestimmen. Zur effektiveren Nutzung
einfacher Kohlenwasserstoffe (C3-C8) in der organischen
Synthese (z. B. in der Petrochemie) sind derartige Untersuchungen von grundlegender
Bedeutung. Die entsprechenden Spezialapparaturen zur Messung kinetischer
Daten sind in der Arbeitsgruppe vorhanden. Die wachsende Bedeutung dieser
Reaktionen zum besseren Verständnis technisch wichtiger Thermoreaktionen
(Hochtemperaturpyrolyse) wird in den letzten Jahren immer offenkundiger.
Alicyclische Verbindungen
Das präparative Potential von Drei- und Vierring-Verbindungen
wird in neuerer Zeit in zunehmendem Maße erkannt: die in diesen Molekülen
vorhandene Ringspannung wird als (zusätzliche) Triebkraft für
chemische Reaktionen genutzt, die sonst nur schwer oder gar nicht zu realisieren
wären. Besonders vielversprechend sind Ringerweiterungsreaktionen,
die von Cyclopropan- und Cyclobutanderivaten ausgehen.
Neue planare p -Systeme
Planare p
-Systeme sind von Bedeutung als Akzeptoren und Donatoren in Charge-transfer-Komplexen,
die den elektrischen Strom leiten. Als besonders vielversprechend haben
sich Derivate mit stark polarisierenden Gruppen herausgestellt, und unser
Ziel auf diesem Gebiet ist es, neuartige Komplexierungspartner für
diese interessanten organischen Materialien bereitzustellen.
Hochgehinderte Di- und Polyene
Ausgedehnte Polyensysteme spielen in der Natur eine große
Rolle (b -Carotin, Vitamin A etc.). Durch Störung
ihrer geometrischen Struktur durch voluminöse Substituenten lassen
sich drastische Änderungen ihrer physikalischen und chemischen Eigenschaften
erzielen. Hochsubstituierte Di- und Polyene sind auch als Ausgangsmaterialien
der Polymerchemie von Interesse.
Spektroskopische Studien
Die spektroskopischen Untersuchungen (IR-, Raman-, Photoelektronen-,
ESR-, Mikrowellenspektroskopie, Elektronenbeugung) werden überwiegend
in Zusammenarbeit mit auswärtigen Arbeitsgruppen durchgeführt,
für die die benötigten Substanzen teils auf Wunsch synthetisiert,
teils aus unserer eigenen, laufenden Arbeit zur Verfügung gestellt
werden. Es ist unser Bestreben, die spektroskopischen Eigenschaften der
in unserer Arbeitsgruppe hergestellten Substanzen auf möglichst breiter
Basis zu untersuchen.
Untersuchungen zur Sicherheit chemischer Laboratoriumsversuche
Dieses Gebiet wird zusammen mit dem Institut für
Ökologische Chemie bearbeitet und hat das Ziel, die in den verschiedenen
Praktika der Organischen Chemie durchgeführten Versuche unter toxikologischen/ökologischen
Gesichtspunkten sorgfältig zu analysieren. In einer ersten Phase wurden
hier zahlreiche Standardlaboratoriumsversuche, in denen Halogene eingesetzt
werden, einer sorgfältigen analytischen Überprüfung unterzogen.
Dabei hat sich gezeigt, daß es eine ganze Anzahl von klassischen
Experimenten gibt, die unter den heutigen Sicherheitsgrenzbedingungen nicht
mehr durchgeführt werden sollten. Dazu zählt etwa die klassische
Beilstein-Probe auf Halogenverbindungen, bei der, wie herausgefunden wurde,
in beträchtlichem Maße Dioxine gebildet werden.