Braunschweig 1995 |
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Contents |
Introduction
Cyclopropene zeichnen sich durch ihre ungewöhnlichen strukturellen
und chemischen Eigenschaften aus und bieten eine Vielzahl von Reaktionsmöglichkeiten.
Aufgrund ihrer hohen Ringspannungsenergie (225 kJ mol-1 [1]
bis 231 kJ mol-1 [2]) gehen sie leicht unter
Erhalt des Kohlenstoffdreiring Additionsreaktionen ein[3,4].
Reaktionen mit Ringöffnung lassen sich leicht aufgrund des energiereichen
Ringes unter thermischen Bedingungen durchführen[3].
Wasserstoffsubstituenten von Cyclopropenen weisen eine recht ungewöhnliche
Reaktivität auf. Durch Hydridabstraktion entstehen einerseits aromatische
Cyclopropenyl-Kationen, die mit Nucleophilen zu substituierten Cyclopropenen
abgefangen werden können[3]. Andererseits
besitzen Cyclopropene aufgrund der sp-Hybridisierung der Kohlenstoffatome
auch Homoacetylencharakter. Sie sind deshalb C,H-acid, so daß sie
mit Hilfe von Basen leicht deprotoniert werden können[3].
Das Cyclopropenyl-Anion kann dann mit verschiedenen Elektrophilen zu substituierten
Cyclopropenen reagieren.
![]() Bereits 1960 haben Wiberg und Bartley die Pyrolyse von Cyclopropen (3) untersucht und als Pyrolyseprodukt Propin (5) identifiziert[9]. Zunächst hatte man angenommen, daß das Alkin durch Ringöffnung über das Diradikal 4 entsteht[10]. Von Yoshimine et al. durchgeführte ab initio Berechnungen zeigten jedoch, daß das Alkin bevorzugt aus einem Vinyliden-Intermediat 6 entsteht[11]. ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Ziel der vorliegenden Arbeit war die Synthese und kinetische Untersuchung der Pyrolyse von 1,3-Dimethyl- cyclopropen (23) und 1-Ethylcyclopropen (25). Beide Cyclopropene sollten während der Pyrolyse 1-Ethyl-1-methyl-vinyliden (24) bilden, das dann bevorzugt zum 2-Pentin (26) isomerisieren müßte. ![]() |
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Summary
Die Pyrolysereaktion der Cyclopropene 25 und 23 erwies sich als eine homogene, unimolekulare Reaktion, die nach dem Zeitgesetz erster Ordnung verläuft. Alle Pyrolyseprodukte konnten eindeutig durch Vergleich der Retentionszeiten und durch 1H-NMR-Analyse identifiziert werden. 2,3-Pentadien (56), E-1,3-Pentadien (E-59) und Z-1,3-Pentadien (Z-59) entstehen ausgehend vom Cyclopropen 23 aus dem Diradikal 64 und aus den E/Z-Vinylcarben E/Z-65. Bei der Pyrolyse von 25 entstehen die Diene E/Z-59 sowie 1,2-Pentadien (60) aus dem Vinylcarben 63, das wiederum aus dem Diradikal 62 gebildet wird. Überraschenderweise entstand bei der Pyrolyse von 25 über 10% des Cyclopropens 23. Damit konnte die Cyclopropen-Cyclopropen-Isomerisierung eindeutig nachgewiesen werden. Diese Isomerisierung verläuft reversibel ausgehend von den Cyclopropenen 25 und 23 über das 1-Ethyl-1-methylvinyliden (24), deren Existenz als Pyrolyse-Intermediat somit definitiv bewiesen ist. Auch das 2-Pentin (26) entsteht aus dem Vinyliden 24. Bei der Pyrolyse von 23 konnten über 1 % des Cyclopropens 25 nachgewiesen werden, was die Cyclopropen-Cyclopropen-Isomerisierung und die Reversibilität der Vinylidenbildung nachhaltig bestätigt. In der folgenden Abbildung werden alle Teilprozesse der Pyrolysereaktionen zusammenfassend gezeigt: ![]() Aus den ermittelten kinetischen Daten konnte die Arrhenius-Gleichung für die thermische Isomerisierung von 25 und 23 bestimmt werden: 1-Ethylcyclopropen (25): log(k/s-1) = (13.36 ± 0.09) - (160.70 ± 0.87) kJ mol-1/RT ln10 1,3-Dimethylcyclopropen (23): log(k/s-1) = (13.36 ± 0.08) - (163.99 ± 0.76) kJ mol-1/RT ln10 Aufgrund des komplexen kinetischen Systems der Pyrolysereaktionen wurden
die kinetischen Daten der Pyrolyseprodukte mit Hilfe von computergestützten
Berechnungen ermittelt. Die so gefundenen Arrheniusgleichungen besitzen
mit Ausnahme der Allene 56 und 60 einen sehr geringen Fehlerbetrag.
Zum ersten Mal konnten die Arrhenius-Gleichungen für die reversible Vinylidenbildung bestimmt werden. Diese Daten bilden die Grundlage für weitere Untersuchungen z.B. auf Substitutionseffekte, die die Vinylidenbildung beeinflussen. ![]() Reaktion b: log(k/s-1) = (12.85 ± 0.05) - (158.63 ± 0.50) kJ mol-1/RT ln10 Mit der Untersuchung der Pyrolysereaktionen von 25 und 23 war es nicht möglich, die kinetischen Daten der Teilreaktionen ausgehend vom Vinyliden 24 zu den Cyclopropenen 25 und 23 sowie zum Pentin 26 zu bestimmen. Man könnte dies möglicherweise durch Pyrolyse von optisch aktiven 1,3-Dimethylcyclopropen (R-23) erreichen. Da das Vinyliden-Intermediat 24 planar ist, sollte bei der Rückreaktion von 24 zum 23 das Racemat entstehen. Sind die kinetischen Daten der Reaktion von 24 zu S/R-23 bekannt, lassen sich die Werte der anderen Teilprozesse daraus bestimmen. ![]() ![]() ![]() Zudem könnte man durch die thermische Cyclopropen-Cyclopropen-Isomerisierung eine recht ungewöhnliche Reaktion durch Thermolyse von Cyclopropen 4,4,4-d3-27 erzielen. Die thermische Cyclopropen-Cyclopropen-Umlagerung bewirkt einen kompletten Austausch der Protonen mit den Deuteriumatomen. Als Hauptprodukt wird dabei das Butin 81 erwartet[13]. ![]() |
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References
[1] H. A. Skinner, G. Pilcher, Quart. Rev. 1963,
17,
264-288.
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Email: W-K.Schulenburg@tu-bs.de |